Das bedeutet eine artgerechte Ernährung bedeutet für mich

Der Genuss von essbaren Wildpflanzen erlebt seit etwa zwei Jahrzehnten eine Renaissance. Dabei spielen ganz unterschiedliche Motive eine Rolle: die Suche nach natürlichen und gesunden Lebensmitteln, der unmittelbare Kontakt zur Natur, der Reiz, etwas selbst herzustellen, also aus der scheinbar ausweglosen Rolle des Konsumenten auszubrechen, oder schlicht und einfach das Ziel, Geld zu sparen. 

Wir erleben zurzeit nicht nur eine (Dauer-)Finanzkrise, sondern eine tiefgreifende und alle Lebensbereiche umfassende kulturelle Krise. Aus dem durch diese Krise entstandenen Chaos heraus entwickeln sich zurzeit auch schon die richtungsweisenden Lösungsansätze für eine lebenswerte Zukunft. Ich bin der festen Überzeugung, dass die Re-Integration der essbaren Wildpflanzen in unsere Alltagskultur einen Quantensprung für unsere Lebensqualität bedeutet und sich in den kommenden Jahren zu einem der zentralen Zukunftsthemen entwickeln wird. Meiner Ansicht nach werden besonders folgende Bereiche davon profitieren können:

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Landwirtschaft  

Durch die Schaffung von essbaren Gärten, Parks und Landschaften wie den von mir initiierten Ewilpas® und deren intelligenter Nutzung können echte, ehrliche Lebensmittel erzeugt werden.

Natur = unsere Mitwelt

Eine Landwirtschaft auf dieser Basis ist beides: sehr produktiv und dennoch umweltschonend, da sie mit und nicht gegen die Kräfte der Natur arbeitet. Unsere Böden, das Grundwasser und die Artenvielfalt an Pflanzen und Tieren können sich dadurch wieder erholen.

Gesundheit

Eine Ernährung auf der Basis von essbaren Wildpflanzen und altbewährten Kultursorten ermöglicht es der inneren Ärztin und dem inneren Arzt, also unseren Selbstheilungskräften, aktiv zu werden und dauerhaft aktiv zu bleiben.

Das Sammeln von essbaren Wildpflanzen ist keine Erfindung unserer Zeit, sondern so alt wie die Menschheit selbst. Während 2,7 Millionen Jahren, so die Einschätzung heutiger Anthropologen, standen den Menschen ausschließlich wilde Lebensmittel zur Verfügung. Dabei war der Wirtschaftszweig „Sammeln“ meist wichtiger als die Jagd, wie heutige Untersuchungen von Knochen- und Zahnmaterial ergaben. 

Das Wissen, wie, wann und wo man pflanzliche Nahrung sammeln kann und wie man diese zubereitet, war die „Lebensversicherung“ unserer Urahnen. Gesammelt wurden nicht nur Kräuter, sondern die ganze Fülle an wilden Lebensmitteln wie Blatt- und Wurzelgemüse, Beeren und wildes Obst, Blüten, Knospen, Nüsse, Baumsäfte und essbares Laub. 

Doch warum sollte man sich heute zum Sammeln in die Natur aufmachen? Schauen wir auf die Qualität:

Essbare Wildpflanzen wachsen …

… am für sie besten Standort.

… in freier Entfaltung.

… mit besten Nährstoffen aus natürlichem Boden.

… mit Sonne, Wind und Regen, Hitze und Trockenheit, Fressfeinden.

… ohne Züchtung.

… ohne gentechnische Manipulation.

… ohne Dünger, Gülle und Agrarchemie.

Eine essbare Wildpflanze ist …

… nicht in Plastik eingepackt.

… nicht um die halbe Welt transportiert worden.

… von Dir selbst taufrisch gesammelt.

… immer ein regionales und saisonales Lebensmittel.

Essbare Wildpflanzen …

… enthalten im Vergleich zu Kulturpflanzen im Durchschnitt das 5 – 10fache an Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen.

… enthalten oft weit höhere Konzentrationen an Vitalstoffen wie:

  • Ballaststoffe
  • Bitterstoffe
  • Schleimstoffe
  • Gerbstoffe
  • Scharfstoffe
  • ätherische Öle
  • mehrfach ungesättigte Fettsäuren
  • Antioxidantien

Die Natur schenkt uns also wilde Lebensmittel in allerbester Qualität. Warum ich in diesem Zusammenhang auch von „ehrlichen Lebensmitteln“ spreche?

Indem wir sammeln gehen, bewegen wir uns nicht nur an der frischen Luft, sondern gleichzeitig außerhalb des heute alles dominierenden Geldsystems.  Die von diesem System verursachten Sachzwänge bestimmen jedoch die Qualität der heute üblichen Lebens- und Nahrungsmittel. Essbare Wildpflanzen gedeihen hingegen ohne unser Zutun – sie werden uns von der Natur geschenkt!

Die Qualität unserer Lebensmittel hat sich im Verlauf der Menschheitsgeschichte mehrmals grundlegend gewandelt:

  • seit 2,7 Millionen Jahren: wilde Lebensmittel      
  • seit 7.800 Jahren: Anbau und Zucht in „Ur-Bio“-Qualität              
  • seit 120 Jahren: industrielle Nahrungsmittel
  • seit 30 Jahren: Fast Food und Neo-Bio

Was liegt also näher, als bewährte Kulturtraditionen früherer Epochen wieder in unseren heutigen Alltag zu integrieren? Viele Menschen hält jedoch bis heute eine Art Schwellenangst davon ab, einmal mehr als nur ein paar Blättchen Bärlauch oder Löwenzahn für den Kräuterquark zu pflücken. 

Es ist mein Anliegen, Dir diese Angst zu nehmen! Probiere doch einfach demnächst eine der Pflanzen des „wilden Triumvirates“ aus: Löwenzahn, Brennnessel und Giersch findest Du fast überall und von März bis Oktober reichlich. Diese drei Wildgemüse gibt es auch bei mir zu Hause immer wieder. Als Einstieg empfehle ich Dir meine Bücher „Die 12 wichtigsten essbaren Wildpflanzen“, Hädecke Verlag oder „Die Wildpflanzen-Apotheke“, Knaur MensSana.

In der Re-Integration der essbaren Wildpflanzen in unsere heutige Alltagskultur sehe ich auch gesellschaftlich enorme Zukunftschancen: besonders für eine neue, wildere Art der Landwirtschaft, die Umweltbildung sowie für die Gesundheitsvorsorge. Aus diesem Grund gründete ich im Jahr 2015 die Stiftung EssbareWildpflanzenParks, kurz Ewilpa®. In möglichst siedlungsnah gelegenen Parks kann sich die Bevölkerung selbst versorgen. Darüber hinaus verstehen sich EssbareWildpflanzenParks auch als Bildungsstätte und sozialer Treffpunkt.

Die Ewilpas® stehen für alle offen und dienen damit – in Anlehnung an den mittelalterlichen Allmende-Gedanken – auch dem sozialen Ausgleich. Die Stiftung Ewilpa® setzt sich für den Aufbau und den Betrieb von Sammelmöglichkeiten ein. Das Netz der Ewilpas® soll möglichst dicht geknüpft sein, damit die Versorgung mit essbaren Wildpflanzen für viele Menschen gewährleistet ist.

Die Einrichtung von Ewilpas® erfordert Investitionen, besonders für geeignete Landflächen, Pflanzen und Saatgut. Fachkundige Paten betreuen die Parks vor Ort, leiten die Bildungsangebote und koordinieren die Arbeit der ehrenamtlichen Helfer. Weitere Informationen zu den bereits bestehenden Ewilpas®, unserer Arbeit und der Möglichkeit, sich, in welcher Form auch immer, mit einzubringen, findest Du unter www.ewilpa.net.

Indem wir uns heute wieder diesem archaischen Thema zuwenden, kehren wir auch ein Stück zu unseren eigenen Wurzeln zurück. Bei der Beschäftigung mit den essbaren Wildpflanzen geht es um weit mehr als nur um gesunde, genussvolle oder preisgünstige Nahrung:

Eine tragende Rolle spielt unsere Verbundenheit mit der Natur und das Gefühl wahrhafter Ursprünglichkeit. Wer sich mit essbaren Wildpflanzen auskennt, kann sich überall als Gast der Natur willkommen fühlen und damit bereichert durchs Leben gehen.

In diesem Sinne wünsche ich Dir viel Vergnügen beim Sammeln und einen gesunden Appetit!

Dein Markus Strauß

Quellenverzeichnis
Cover: madeleinesteinbach via Canva.com


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