Einführung in die Welt der essbaren Wildpflanzen

Das Sammeln von wild wachsenden Pflanzen als Nahrung stellte die Existenzgrundlage unserer Vorfahren über einen langen Zeitraum dar. Gerade wenn der Jagderfolg einmal ausblieb: Essbare Wildpflanzen standen uns Menschen zu jedem Zeitpunkt in unserer Geschichte zur Verfügung. Im Zuge der so genannten Neolithischen Revolution gingen die Menschen in Mitteleuropa vor unserer Zeitrechnung (v. u. Z.) vor 5.800 Jahren dazu über, Ackerbau und Viehzucht zu betreiben und sesshaft zu werden. Dies führte mit der Zeit zu einem Rückgang der Jagden und Sammeltouren; diese verloren im Verlauf der Zeit immer weiter an wirtschaftlicher und allgemeiner kultureller Bedeutung.

Das Wissen um die Verwendung heimischer Wildgemüse und Heilpflanzen konzentrierte sich immer mehr auf wenige „eingeweihten“ Personen – bei den Kelten z.B. die Druiden, später Hildegard von Bingen oder Paracelsus (Theophrastus B. von Hohenheim) – bevor es im Zeitalter der Aufklärung fast vollständig erlosch. Als Überbleibsel von früherer Kultur und früherem Wissen hielten sich vor allem das Sammeln von Beeren und Pilzen.

Vor dem Hintergrund des naturfernen Lebens im Zeitalter der Industrialisierung knüpften naturverbundene Menschen wie Pfarrer Kneipp, Maria Treben, Rudolf Steiner oder Johann Künzle sowie die Begründer der Reformhausbewegung und des Vegetarismus an das alte Wissen um die Schätze der uns umgebenden Natur an und wagten den Versuch, es ihren Zeitgenossen wieder in neuer Form nahe zu bringen.

Die Epochen der modernen Menschheitsgeschichte, in denen wir als Sammler und Jäger unterwegs waren, sind um ein Vielfaches länger als die des heute üblichen sesshaften Lebens „auf der Scholle“ oder gar „im Büro“. Indem wir uns diesem archaischen Thema erneut zuwenden, kehren wir auch wieder ein Stück zu unseren eigenen Wurzeln zurück. Bei der Beschäftigung mit essbaren Wildpflanzen geht es folglich um weit mehr als nur um gesunde Nahrung. Es geht auch um unsere Verbundenheit mit der Natur und um die Wurzeln unseres Ursprungs, die damit auch zur inneren Stärke, Sicherheit und Ruhe beitragen.

Was sind essbare Wildpflanzen?

Essbare Wildpflanzen umfassen nicht nur Kräuter, das heißt also krautig wachsende Pflanzen, sondern auch Stauden (Brennnessel, Giersch, usw.), Sträucher (Holunder, Kornelkirsche, usw.) und Bäume (Linde, Buche, usw.)!

Was macht Wildpflanzen so wertvoll?

Wildpflanzen müssen sich – ohne die schützende Hand eines Gärtners oder Bauers und alleine auf sich gestellt – an ihrem jeweiligen Standort gegen Wind und Wetter, die Konkurrenz anderer Pflanzen und eventuelle Fraß-Feinde aus dem Tierreich behaupten. Ergebnis dieses Prozesses ist eine im Vergleich zu unseren Kulturgemüsen unglaubliche Vitalität und Widerstandskraft.

Diese Wildgeschöpfe enthalten häufig das Vielfache an Vitaminen, Mineralien und Spurenelementen als ihre kultivierten Verwandten. Zusätzlich sind sie reich an so genannten sekundären Pflanzenstoffen wie ätherischen Ölen, wertvollen Bitterstoffen und Enzymen.

Daraus leitet sich ab, dass essbare Wildpflanzen eine echte Bereicherung für unseren Speiseplan und unseren Körperhaushalt sind!

Auf Wildpflanzen ist Verlass – sie gedeihen jedes Jahr. Bodenvorbereitung, Aussaat, Bewässerung, pikieren, düngen, jäten: Das alles entfällt, man muss nur ernten!

Was ist sinnvoll?

In erster Linie die Bereitschaft, öfters hinaus zu gehen in die Natur und diese noch einmal mit anderen Augen anzusehen. Wichtig dabei ist, einen Bezug zu „deinen“ essbaren Wildpflanzen in deiner unmittelbaren Heimat herzustellen, deren Werden und Vergehen im Ablauf der Jahreszeiten genau kennen zu lernen, um so zu wissen, wann diese an welcher Stelle junge Blätter, Sprossen, Blüten, Samen oder Früchte sammeln können.

Am besten schaust du dich einfach in deiner direkten Umgebung ganz „neu“ um!

Stelle dir die folgenden Fragen!

Was wächst dort unter dem Gebüsch, am Wegesrand oder in der Hecke?
Welche „Unkräuter“ in meinem Garten kann ich in Zukunft einfach essen?
Wachsen in meinem Rasen Löwenzahn, Gänseblümchen und Breitwegerich?
Wo finde ich in meiner Umgebung einen Lindenbaum?
Wo gibt es in der Nähe einen schönen Laub-/Mischwald?
Wo kann ich in meinem Garten essbare Wildpflanzen ansiedeln?

Noch ein praktischer Hinweis zum Sammeln

Die Morgenstunden sind hierzu meist am besten geeignet. Der Gehalt an Nähr- und Vitalstoffen ist zu dieser Tageszeit am höchsten. Presse das Sammelgut nicht in Plastiktüten oder luftdichte Dosen, sondern in Papiertüten oder Stoffsäckchen; so kommen die Pflanzen nicht ins Schwitzen. Zu Hause angekommen, beginne möglichst bald mit der Verarbeitung der Pflanzenteile.

Ich möchte dich an dieser Stelle dazu ermuntern, später auch eigene, neue Kreationen zu erfinden, auch wenn die hier mitgelieferten Rezepten eine gute Orientierung bieten.

Einführung in die Welt der essbaren Wildpflanzen

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