Wie bestimme ich Pflanzen einfach und richtig?
Wildpflanzen als essbare Nahrungsmittel zu nutzen, ist sehr spannend und kann zu einem umfangreichen wie sinnvollen Thema in deinem Leben werden. Hast du erst einmal Spaß an diesem Hobby oder letztlich Ernährungsstil gefunden, wird es dich nie mehr loslassen.
Die Wildkräuterküche und auch die Naturapotheke scheinen in ihrer Anwendung schier endlos zu sein. Doch zuvor benötigst du ein wenig Zeit, Bücher, Apps und Fachleute, die dir dabei helfen, Pflanzen kennenzulernen. In diesem zweiten Teil zum Thema “Wildpflanzen bestimmen” haben wir die Informationen zusammengetragen, um in das Thema der Pflanzenbestimmung mit Leichtigkeit und Freude einzusteigen. Lies hier, wie du deine ersten Pflanzen erkennen und bestimmen lernst.
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Tipp: Wenn du den ersten Teil noch nicht gelesen hast, kannst du das hier nachholen: Essbare Wildpflanzen - Bestimmen von Pflanzen für Anfänger, Teil 1
Welche Merkmale sind bei der Pflanzenbestimmung wichtig?
Am einfachsten lernt man Pflanzen im blühenden Zustand kennen. Bücher wie Was blüht denn da oder Lernt Pflanzen kennen, sind dafür eine gute Wahl. Eines der beiden Bücher solltest du während deiner Exkursionen immer in der Tasche haben.
Das Gute daran: Du kannst diese Bücher antiquarisch erwerben. Gleichzeitig ist es empfehlenswert, sich zuerst mit leicht erkennbaren Pflanzen zu beschäftigen.
Blätter von Bäumen, Früchte und Wurzeln sind ein ebenso spannendes Thema. Doch wählt man dafür andere Bestimmungskriterien. Deshalb bleiben wir der Einfachheit halber bei den Blüten.
Schaue dir jede zu bestimmende Pflanze sehr genau an, die Details verraten letztlich, um welchen Schatz es sich handeln könnte. Und um es dir etwas leichter zu machen, wählen wir erst einmal nur die Blütenfarbe aus. Dafür haben wir dir eine Liste zusammengestellt. Anhand der Blütenfarbe kannst du einige Pflanzen schon einmal vorbestimmen. Hier geht es zu den Blütenfarben.
Neben der Farbe gibt es weitere wichtige Erkennungsmerkmale:
die Form der Blüte
der Blütenstand
die Blätter und ihre Merkmale
der Standort
Hinweis: Für eine exakte Bestimmung einer Pflanze benötigt man neben weiteren Blütenmerkmalen ebenso die vegetativen Merkmale. Dazu gehören die Wuchsform der Pflanze, Blattstellung, Blattform, Wurzelsystem und weitere typische Unterscheidungsvarianten.
Gehen wir weiter zu den Blütenformen.
Bestimmung anhand von Blütenformen
Blütenformen können sehr unterschiedlich aussehen. Sie sind in der Botanik ein wichtiger Schlüssel zum Erkennen von Pflanzenfamilien. Zu den häufigsten Blütenformen gehören die Blüten der Hahnenfußgewächse, Rosengewächse, Lippenblütler, Schmetterlingsblütengewächse, Korbblütler oder auch die Kreuzblütengewächse.
Blütenfamilien und ihre Blütenformen
Tipp: Pflanzen werden aufgrund ihrer Merkmale bestimmten Familien zugeordnet. Dadurch unterscheiden Botaniker eindeutig, um welche Familie, Art und letztlich um welche Pflanze es sich handelt. Diese Systematik findest du in allen Bestimmungsbüchern für Profis wieder.
Bestimmung anhand von Blütenständen
Neben der Blütenfarbe spielen auch die Blütenstände eine Rolle. Betrachte die Pflanze erneut ganz aufmerksam. Befinden sich die Blüten in einer Dolde, einer Rispe, einer Ähre, einer Traube oder einem Körbchen? Zum besseren Verständnis haben wir dir eine Übersicht zusammengestellt. Hier erfährst du, wie man Blütenstände erkennen kann:
Weitere Bestimmung anhand der Blätter
Prima, du hast schon zwei wichtige Kriterien zum Bestimmen einer Pflanze kennengelernt. Nun geht es weiter mit den Blättern der Pflanze. Schau auch hier genauer hin: Welche Form haben die Blätter? Blätter können unterschiedlichste Formen haben. Die häufigsten Formen sind:
rundlich
länglich
herzförmig
eiförmig
nierenförmig
Doch nicht nur die Form der Blätter ist ein Unterscheidungsmerkmal. Auch die Blattränder können recht verschieden aussehen: ganzrandig, gesägt, gekerbt, gelappt, gebuchtet, gezähnt oder andersartig geformt sein. Es bleibt also spannend…
Hier erfährst du, wie du unterschiedlich Blattformen aussehen können:
Auch die Blätter können noch einmal untergliedert werden. In der ersten Grafik sind die Blattformen dargestellt. In der zweiten Grafik sind die Blätter dargestellt, die aus mehreren Teilen zusammengesetzt sein können. Man nennt sie dann gefingert, gefiedert, dreizählig, paarig oder unpaarig gefiedert usw.
Die Farbe der Blätter ist ein weiteres Kriterium zum Erkennen einer Pflanze. Ist die Farbe des Blattes matt grün, dunkelgrün oder silberfarben? Nimm dir stets ausreichend Zeit, überprüfe und stimme erst zu, wenn du dir ganz sicher bist.
Nun betrachtest du die Pflanze ganzheitlich – von unten nach oben:
Ist sie behaart oder hat sie Dornen?
Sind die Blätter wechselständig oder stehen sie sich gegenüber?
Ist der Stängel gefurcht oder glatt?
Fragen über Fragen, aber genau diese Detektivarbeit bringt dich ans Ziel.
Alle diese Informationen sind in den empfohlenen Büchern detailliert ausgeführt. Sie sind die beste Hilfe, die dir zur Verfügung steht und dir gleichzeitig viele Fragen beantwortet.
Einfache und schnelle Bestimmung anhand der Blütenfarbe Blühende Pflanzen - eine Auswahl
Eine kleine Auswahl an leicht zu findenden, essbaren Pflanzen in blühendem Zustand haben wir dir hier zusammengestellt:
Weiße und rosa Blüten: Apfel, Bärlauch, Gänseblümchen, Giersch, Hirtentäschel, Ackerhellerkraut, Wald-Sauerklee, Kirsche, Knoblauchsrauke, Margerite, Schafgarbe, Vogelmiere, Wildrosen, Wiesen-Bärenklau, Waldmeister, Kresse, Wiesen-Labkraut, Wilde Möhre, Brombeere, Himbeere, Mädesüß, Baldrian, Weiße Taubnessel, Winterportulak
Gelbe Blüten: Barbarakraut, Echtes Labkraut, Frauenmantel, Goldnessel, Huflattich Johanniskraut, Knopfkraut, Löwenzahn, Nachtkerze, Senf, Königskerze, Echtes Fingerkraut, Odermennig, Sommerportulak
Rote und orange Blüten: Mohn, Ringelblume, Kapuzinerkresse, Nelken
Violette und blaue Blüten: Malven, Borretsch, Beinwell, Wegwarte, Kornblume, Weidenröschen, Ehrenpreis, Rote Taubnesseln, Rotklee, Gundermann, Günsel, Thymian, Oregano, Ziest, Rosen
Grüne Blüten: Ampfer, Beifuß, Brennnessel, Hopfen, Kohldistel, Melde, Wegericharten
Du wirst schnell feststellen, dass es bei der Blütenfarbe viele Feinabstimmungen gibt. Diese sind sehr gut in den Bestimmungsbüchern dargestellt.
Was, wenn die Pflanze nicht blüht? Bestimmung anhand von Standort und Lebensraum
Eine andere Möglichkeit, Wildpflanzen zu erfassen, ist der Standort, an denen eine Pflanze wächst. Hier empfiehlt sich das Buch: Lernt Pflanzen kennen. Zum einen werden die Pflanzen in detailreichen Zeichnungen erklärt, zum anderen sind die Pflanzen klassisch ihren Lebensräumen zugeordnet. Das macht das Suchen und Finden oftmals viel leichter.
Zum Fundort gehören neben der Region, die Lebensräume wie Acker, Hecke, Wiese, Wald, Garten, Brachland usw. Auch hier gibt es sehr gute Hinweise zum Bestimmen. Zuletzt spielt es eine Rolle, wie feucht, trocken, sonnig oder schattig ein Standort ist.
Der Einstieg ins Thema ist leichter, wenn du dich vorerst nur auf wenige Pflanzen fokussierst. Es kann dich schnell frustrieren, draußen vor Ort die Pflanzen nicht erkennen zu können. Deshalb schaue dir zu Hause im Buch oder im Internet vier bis fünf einfach zu erkennende Pflanzen an, erkunde den Standort und überprüfe anschließend, ob alle Kriterien zutreffen.
Essbare Pflanzen: Eine Auswahl
Essbare Blätter- und Blütenpflanzen in unseren Kulturräumen, Parks und Grünanlagen:
Ahorn, Apfel, Birke, Brennnessel, Brombeere, Buche, Distel, Giersch, Gundermann, Kirsche, Linde, Löwenzahn, Nachtkerze, Wegerich, Vogelmiere, Klee, Labkraut, Kerbel, Knoblauchsrauke, Rosen, Wegwarte, Margerite, Wiesen-Labkraut, Wilde Möhre, Esskastanie, Felsenbirne, Holunder, Haselnuss, Mahonie, Walnuss, Wildpflaume, Buchecker, Hagebutte, Schlehe, Kornelkirsche, Berberitze.
Das ist eine erste und gute Auswahl, mit der du deinen Küchenalltag enorm aufwerten und bereichern kannst. Auch sind diese Pflanzen unkompliziert zu bestimmen. Nutze zum Informieren und für die Bestimmung die vorgeschlagenen Apps und Bestimmungsbücher.
Was, wenn die Pflanze giftig ist?
Auch die wenigen ungenießbaren oder gar giftigen Pflanzen solltest du kennen. Mit dieser kleinen Auswahl kannst du dich informieren und dir einen guten Überblick über giftige Pflanzen verschaffen. Es ist weit einfacher, die wenigen giftigen Pflanzen zu benennen als die vielen Essbaren.
Die häufigsten, giftigen Pflanzen in unseren Kulturräumen, Parks und Grünanlagen:
Akelei, Aronstab, Blauregen, Eisenhut, Fingerhut, Goldregen, Hahnenfuß, Herbstzeitlose, Holunder, Kirschlorbeer, Maiglöckchen, Nachtschatten, Pfaffenhütchen, Rittersporn, Schierling, Schneebeere, Stechpalme, einige Nadelgehölze, Winterlinge und viele unserer Frühjahrsblüher.
Hier findest du weitere Informationen zu giftigen Wildpflanzen und Verwechslungsgefahr.
Bücher und Webseiten zum Bestimmen von Pflanzen und Wildkräutern
Es gibt eine Menge an Kräuter- und Bestimmungsbüchern, digitalen Informationen, Internetseiten und Videos, die dir beim Einstieg ins Pflanzenreich weiterhelfen. Hier haben wir dir hilfreiche Tipps für Literatur und digitale Angebote zusammengestellt.
Einfache Literatur zum Erkennen von Pflanzen für Anfänger
Die empfohlenen Taschenbücher haben für unterwegs ein prima Format, sie passen bequem in jeden Rucksack.
Der illustrierte Pflanzenführer. Der BLV-Klassiker. Thomas Schauer, Claus Caspari, Stefan Caspari (Taschenbuch)
Was blüht denn da? Kosmos Verlag
Lernt Pflanzen kennen: Exkursionsführer zum Bestimmen von Pflanzen von Herbert Weymar
Wildkräuter, Beeren und Pilze, E.-M. und W. Dreyer
Essbare Wildpflanzen von Detlev Henschel
Bestimmungsbücher zum Vertiefen und für Fortgeschrittene
Noch mehr Sicherheit zum Identifizieren der Pflanze bieten dann nur noch die Bestimmungsbücher. Diese erfordern erstmal Einiges an Übung. Sie bieten dir nicht die leichter zu handhabende bildliche Erkennung an.
R. Lüder, 2020; Grundkurs Pflanzenbestimmung: Eine Praxisanleitung für Anfänger und Fortgeschrittene; 9. Aufl. 2020; Quelle & Meyer Verlag
Exkursionsflora von Rothmaler, Band 3 und 4 (Bildband und kritischer Band)
Schmeil-Fitschen, Die Flora Deutschlands und angrenzender Länder
S. Eggenberg u.a., Flora Helvetica Exkursionsführer (für Süddeutschland, Schweiz, Österreich zu empfehlen)
Alle aufgeführten Bücher sind antiquarisch zu bekommen und empfehlenswert.
Pflanzenerkennung per App und Internetseiten
Eine App funktioniert nicht immer fehlerfrei, da es sich um einen Algorithmus handelt. Es ist in diesem Falle immer sinnvoll, ein Buch (s. Empfehlung) dabeizuhaben und zu vergleichen.
Quellenverzeichnis
Cover: KatieDobies via Canva.com
Abb. 1: Rucher, Bestimmungsschluessel für Pflanzenfamilien/
Abb. 2: Blütenstände, Blüte und in Biologie | Schülerlexikon | Lernhelfer
Abb. 3: Laubblätter in Biologie | Schülerlexikon | Lernhelfer
Abb. 4: Laubblätter in Biologie | Schülerlexikon | Lernhelfer