4. Oktober 2022

Rohkost – mehr als nur Gemüse?

Schon Hippokrates sagte: „Eure Nahrungsmittel sollen eure Heilmittel sein und eure Heilmittel sollen eure Nahrungsmittel sein.“

Nur wer sich gesund ernährt, kann gesund bleiben. Das leuchtet ein. Doch welche Rolle spielt dabei die Rohkost?

Was steckt hinter dem Begriff, der mittlerweile zu einer wahren Gesundheitsbewegung gewachsen ist?
Was treibt Menschen an, sich von Lebensmitteln zu ernähren, die fast ausschließlich roh sind und gibt es tatsächlich einen Mehrwert gegenüber erhitzter Nahrung?

Definition

Der Begriff „ROHKOST“ wird vielfältig definiert. Alle Definitionen eint jedoch der Fakt, dass es sich um frische, ursprüngliche, unverarbeitete, nicht erhitzte (Maximaltemperatur bei 42 Grad Celsius.) lebendige Nahrung handelt. Bei dieser Temperaturobergrenze (Fiebergrenze) bleiben lebenswichtige Enzyme bzw. Proteine erhalten, die für unseren Stoffwechsel unentbehrlich sind.

Die Auswahl der rohen Lebensmittel ist dabei in ihrer Vielfältigkeit kaum überschaubar. In der Gesamtheit handelt es sich überwiegend um vegane Produkte. Dazu zählen unter anderem Früchte, Gemüse, Salate, Gewürze, Wildpflanzen, Nüsse, Samen, Sprossen, Kerne und Algen. Auch vegetarische Komponenten können enthalten sein (z. B. rohes Ei oder Rohmilchbutter). Sogar ein Anteil tierischer Produkte wäre für den Rohköstler durchaus denkbar. Hierunter können verschiedene Fische, Meeresfrüchte, Tatar, Carpaccio, Schinken oder auch Insekten gefasst werden, wobei die Lebendigkeit der tierischen Produkte dabei wohl außer Frage steht.

Bei der rohköstlichen Zubereitung gibt es, kulinarisch gesehen, keinerlei Grenzen. Der Rohköstler frönt der Zubereitung diverser Speisen oftmals mit leidenschaftlicher Hingabe. Dazu bedient er sich hochwertiger Küchenmaschinen: Dörrgerät, Saftpresse, Spiralschneider, Hochleistungsmixer gehören zur Grundausstattung des professionellen Roh-Künstlers. Damit zaubert er Salate, Suppen, Säfte, Brote, Kräcker, Kuchen, Pralinen und vieles anderes mehr.

Die Wildpflanzenbeigabe ist ein wichtiger Bestandteil der rohköstlichen Ernährung.
Wilde Pflanzen und Kräuter (umgangssprachlich als Unkraut bezeichnet) sind an lebens- und kraftspendenden Inhaltsstoffen nicht zu überbieten. 

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Da sie bis heute in ihrer Ursprünglichkeit erhalten sind, genetisch nicht verändert wurden und weiterhin auch auf natürlichem, nicht gedüngtem Boden wachsen dürfen, vereinen sie noch alle Inhaltsstoffe, die sie gegen Umwelteinflüsse oder Schädlinge widerstandsfähig machen.

Wildpflanzen enthalten ein Vielfaches an Mineralien, Vitaminen, Spurenelementen, Enzymen und den so wichtigen sekundären Pflanzeninhaltsstoffe.

Diese Pflanzenkraft nehmen wir durch den Verzehr in uns auf. Dadurch werden wir bis in die kleinste unserer Zellen unempfindlicher und erfahren mehr Immunität gegen Umwelteinflüsse. Die Robustheit der Pflanze überträgt sich auf uns.

Diese Widerstandskraft brauchen konventionell angebaute Pflanzen nicht aufbringen, da sie durch Herbizide, Fungizide und Pestizide „bestens“ gegen vermeintlichen Schaden geschützt werden. 

Sogar Saatgut und die zur Anwendung kommenden Düngemittel sind im konventionellen Anbau aufeinander abgestimmt und bringen leider keine sehr widerstandsfähigen Pflanzen mehr hervor. Somit sind wertvolle Pflanzeninhaltsstoffe wie zum Beispiel Carotinoide, Polyphenole, Anthocyane, Bitterstoffe oder Cumarine, die für ihre gesundheitsfördernden, entzündungshemmenden Eigenschaften bekannt sind, längst minimiert worden. Aber auch die Pflanzen aus biologischer Landwirtschaft können den „Wilden“ bei Weitem nicht das Wasser reichen.

Gesundheitlicher Aspekt

Schon der Schweizer Arzt Maximilian Bircher-Benner (1867-1939), Begründer der Rohkost bzw. Rohkosternährung im deutschsprachigen Raum, vertrat die Theorie, dass pflanzliche rohe Nahrung Sonnenenergie speichere und diese dann im menschlichen Körper wieder abgebe.

Diese sogenannten Biophotonen sowie alle anderen, der Pflanze Kraft gebenden Inhaltsstoffe nimmt der Rohköstler beim Verzehr auf. Rohe Nahrung gilt daher als kraftspendend, weil die lebendigen Inhaltsstoffe und die „Lichtenergie“ im Körper des Verzehrenden weiterwirken.

Darüber hinaus wird Rohkost von jedermann als sofort belebend und revitalisierend erlebt.

Wie empfindet man im Gegensatz dazu seine körperliche Verfassung nach einer deftigen warmen Mahlzeit am Mittag? Wird man davon nicht eher müde und unkonzentriert? Ist der ursprüngliche Zweck der Ernährung nicht aber die Energieversorgung des Körpers?

Gekochte Nahrung wird oftmals als „tot“ bezeichnet. Durch das Erhitzen gehen Vitamine, Enzyme, Mineralstoffe und Biophotonen verloren. Die Lebensmittel ernähren den Menschen dann nur noch biochemisch, jedoch nicht mehr bioenergetisch.

Rohkost wiederum stellt eine Fülle an Enzymen für unseren Stoffwechsel zur Verfügung. Der breiten Masse dürften dabei u.a. das in Ananas enthaltene Bromelain, das Papain (in Papayas) oder Amylasen (in Mango) bekannt sein. Aber auch Gemüse oder Sprossen sind reich an Enzymen. Diese fungieren als Katalysatoren für biochemische Prozesse im Körper, sie sind notwendig für die Energieerzeugung

Durch das Zerstören der Enzyme beim Erhitzen können Verdauung und Stoffwechsel stark beeinträchtigt werden. Unser Wunderwerk Körper versucht, dieses entstehende Ungleichgewicht noch eine ganze Weile auszugleichen, bis letztendlich viele wichtige biochemische Prozesse im Körper nicht mehr ordnungsgemäß ablaufen können. 

Eine Kaskade gesundheitlicher Probleme bis zum krankhaften Zustand wird in Gang gesetzt. Erhitzt man Nahrung über 42 Grad Celsius und mehr, werden viele unerwünschte chemische Reaktionen ausgelöst. Es können Verbindungen entstehen, die so nicht natürlich vorkommen und die dem Körper schaden, beispielsweise Acrylamid, welches beim Backen, Braten oder Frittieren stärkehaltiger Produkte entsteht und welches für seine nervenschädigende, krebserzeugende Wirkung bekannt ist.

Des Weiteren sollte man bedenken, dass sich durch Erhitzen der Nahrung eine sogenannte Verdauungsleukozytose im Körper einstellt. Das heißt, das Immunsystem wird aktiviert, um gegen vermeintliche Angreifer vorzugehen.

Diesen Prozess kann man jedoch schon verhindern, indem man sich vor der Kochkost einigen rohen Lebensmitteln widmet. Das bedeutet, dass es tatsächlich Sinn macht, vor dem Hauptgericht (sofern es nicht rohköstlich zubereitet ist), einen Salatteller oder zumindest einige rohe Gemüsesticks in den täglichen Ernährungsplan aufzunehmen. Dadurch soll die Leukozytose verhindert oder zumindest deutlich geschmälert werden.

Dr. Karl Probst, Begründer der Schwefelkur und leidenschaftlicher Anhänger rohköstlicher Lebensweise, beschreibt diese Form der Ernährung als wichtigste und beste Methode (neben dem Barfußlaufen), um den Organismus mit Elektronen zu fluten. Er führt dazu an, dass die Anzahl der Elektronen in einem bestimmten System im Körper mit der Gesundheit des betreffenden Milieus korreliert – ein weiterer Pluspunkt für eine rohköstliche Ernährungsweise.

Verträglichkeit

Fraglich ist, ob Rohkost denn für jedermann geeignet und verträglich ist. Die Antwort ist so individuell wie jede/r Einzelne von uns.

Ernährung ist generell individuell zu betrachten. Was den einen heilt, kann für den anderen mit unangenehmen körperlichen Symptomen verbunden sein. Wir alle sind biochemische Wesen mit unterschiedlicher Genetik, unterschiedlicher Lebensweise und unterschiedlicher Zusammensetzung unseres Mikrobioms.

Unverträglichkeiten in Zusammenhang mit rohköstlicher Ernährung können ebenfalls vielfältige Ursachen haben.

Oftmals ergeben sich auch körperliche Beschwerden durch falsches Kauen. Fassen wir uns an unsere eigene Nase, müssen wir zugeben, dass so ein Löffel Kochkost nach wenigen Kaubewegungen heruntergeschluckt wird. 

Die einzelnen Nahrungsbestandteile werden selten richtig bewusst wahrgenommen oder gar zelebriert. Dieses Verhalten wird dann meist automatisch auch auf rohe Speisen übertragen. Dabei wird zwar etwas länger gekaut, um alles schluckbar zu machen, jedoch fehlt der wichtige Aufspaltungsprozess der einzelnen Nahrungsbestandteile, der durch langes Kauen über Enzyme bereits im Mund in Gang gesetzt wird.

Je länger man seine Nahrung im Mund zerkaut, umso leichter und schneller erfolgt die Endverdauung im Dünndarm. Zerkleinere ich jetzt also mein rohes Essen nur ungenügend im Mund, kann das mit unangenehmen Folgen für meinen Darm verbunden sein, da sich die Darmbakterien dann mit vergärenden Kohlenhydraten auseinandersetzen müssen. Dadurch entstehen Gase und es kann zu Blähbauch, Krämpfen und Verstopfung kommen.

Durch ein jahrelanges Defizit an rohköstlicher pflanzenbasierter Nahrung gepaart mit einem Überschuss an erhitzter Nahrung, die wenig pflanzliche Komponenten enthält, können sich Bakterienstämme im Darm möglicherweise dahingehend an das Nahrungsangebot und dessen Verdauung bzw. Vergärung anpassen.

So kommt es dann bei einer plötzlichen Schwemme an rohen Zutaten dazu, dass bestimmte Bakterienstämme für diese spezifische Verdauung fehlen. Daher ist es immer ratsam, seinen Körper durch eine schonende Umgewöhnung an die Rohkost heranzuführen.

Welches ist nun die beste Zubereitungsmethode? Sollte Gemüse eher roh oder gekocht verzehrt werden?
Die Frage muss letztlich jeder für sich selbst beantworten, denn jede Ernährungsform hat Vor- und Nachteile und ist individuell (un)verträglich. 

Nicht nur Erhitzen, sondern auch längere Lagerung, Lichteinfluss und Wasserlöslichkeit kosten uns einen hohen Anteil der gesunden Wirkstoffe. Die Verluste durch das Kochwasser sind deutlich höher als durch Hitze allein. Beim Erhitzen wiederum gehen insbesondere die Vitamine C, B1 und B5 verloren.

Sie werden bei Temperaturen ab 100 Grad Celsius zur Hälfte zerstört. Mag ich jetzt aber gedünsteten Brokkoli lieber als rohen und esse davon ein paar Röschen mehr, bestenfalls gepaart mit Brokkolisprossen, habe ich den Unterschied bereits wettgemacht und zusätzlich die Reaktion des gesunden Sulphoraphans (sekundärer Pflanzenstoff) im Körper vervielfacht.

Dann wiederum gibt es Nährstoffe, die durch Erhitzen überhaupt erst bioverfügbar (vom Körper aufnahmefähig) werden, insbesondere fettlösliche Vitamine. So enthalten zum Beispiel gekochte Möhren sechsmal so viel Vitamin A, als wenn diese roh verzehrt werden würden.

Egal, für welche Ernährungsform wir uns entscheiden, sie sollte auf jeden Fall biologischer Herkunft sein, ob Rohkost oder Kochkost.

Warum?

Greenpeace fand bei Untersuchungen von Obst und Gemüse bis zu 13 verschiedene Pestizide in einer Probe. Diese Pestizidcocktails können die Gesundheit beeinträchtigen.

Knapp 450 Stichproben zeigten: In rund 81 Prozent der konventionell produzierten Frischware waren Pestizide nachweisbar. Bei Bio-Obst und -Gemüse war es genau umgekehrt: 87 Prozent der Proben enthielten keine Pestizide. Die übrigen 13 Prozent lediglich Spuren davon.

Fazit

Eine gesunde Mischung ist vermutlich der richtige Weg. Die Kombination aus gekochten und rohen, vollwertigen pflanzlichen Lebensmitteln kann ein Kompromiss sein, um unseren Körper gesund zu erhalten.

Es ist jedoch aufgrund angeführter gesundheitsfördernder Inhaltsstoffe angebracht und sinnvoll, den Anteil roher pflanzlicher Kost in unserer Ernährung deutlich zu erhöhen.
Die Natur schenkt uns Nahrungsmittel, die unser Leben verlängern und Krankheiten vorbeugen, möglicherweise sogar heilen können. Wir müssen nur die richtige Auswahl treffen.


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