Ist dein Magen sauer genug, um deine Verdauung optimal zu unterstützen? Die Magensäure spielt eine Schlüsselrolle für die Verdauung. Zu wenig Magensäure kann nicht nur unangenehme Beschwerden, sondern auch Störungen der Verdauungsprozesse nach sich ziehen.
Magenbeschwerden wie Sodbrennen, Oberbauchschmerzen, Völlegefühl oder Übelkeit können sowohl auf einen übersäuerten Magen, als auch auf einen Magensäuremangel hinweisen. Doch egal, ob zu viel oder zu wenig Magensäure: Unser Test gibt dir eine Einschätzung, was bei dir das Problem ist.
Achtung: Teste jetzt Deine Magensäure
Anleitung in 5 einfachen Schritten
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Falls du von einem Mangel an Magensäure betroffen bist, erfährst du außerdem, was die Ursachen sein könnten und wie sich die Magensäure-Sekretion auf natürliche Weise sanft anregen lässt.
Genug, zu viel oder zu wenig Magensäure? Teste es mit dem Natron-Test!
Da Natron oft mit Soda oder Backpulver verwechselt wird, klären wir zunächst die Unterschiede:
Natron ist chemisch betrachtet Natriumhydrogencarbonat (NaHCO3). Ältere chemische Bezeichnungen lauten Natriumbicarbonat oder doppeltkohlensaures Natrium. Es wird unter der E-Nummer E500 als Backtriebmittel in Backpulver verwendet. Daher wird es auch Backnatron, Backsoda, Speisenatron oder Speisesoda genannt.
Wichtiger Hinweis: Gelegentlich wird der Natrontest auch als „Backpulver-Test“ bezeichnet, jedoch enthält Backpulver außer Natron auch noch Stärke und Säuerungsmittel und ist daher für den Test auf Magensäuremangel ungeeignet. Bio-Backpulver enthält häufig Weinstein als Backtriebmittel und ist für den Test ebenfalls nicht geeignet.
Bei Soda hingegen handelt es sich um die chemische Substanz Natriumcarbonat (Na2CO3). Die Lebensmittel-Zusatznummer lautet E500i. Es wird als Reinigungsmittel verwendet und heißt daher auch Waschsoda!
Reines Natron wird in kleinen Tüten in der benötigten Menge von 5 g im Supermarkt oder in der Drogerie angeboten.
Wie funktioniert der Magensäure-Test mit Natron?
Das basische Natron neutralisiert die saure Salzsäure des Magens, indem sich Salz, Wasser und Kohlendioxid (CO2) bilden. Dabei entweicht das gasförmige Kohlendioxid nach oben und verursacht ein Aufstoßen. Je saurer der Magensaft ist, desto mehr Kohlendioxid wird gebildet und desto stärker ist das Aufstoßen.
Anleitung für den Magensäure-Test
So wird der Natron-Test nach dem Protokoll des Biochemikers Martin Auerswald durchgeführt:
- Führe den Test morgens nach dem Aufstehen und auf nüchternen Magen durch – also noch vor dem ersten Kaffee oder dem Frühstück.
- Gib ein 1 gehäuften TL Natronpulver (5 g) in lauwarmes Wasser und rühre es so lange um, bis sich das Pulver im Wasser aufgelöst hat.
- Trinke das Glas in einem Zug aus.
- Warte im Sitzen oder im Stehen ruhig ab, beobachte deine Reaktionen und stoppe die Zeit bis zum ersten Aufstoßen.
- Wiederhole den Test am übernächsten Tag unter gleichen Bedingungen, um die Aussagekraft des Natron-Tests zu erhöhen.
Auswertung des Magensäure-Tests
Zur Auswertung des Magensäure-Tests mit Natron stoppst du, wie im obigen Abschnitt beschrieben, die Zeit:
- Du musst innerhalb von wenigen Sekunden sehr stark aufstoßen: Dann ist dein Magen möglicherweise übersäuert (zu viel Magensäure).
- Du musst erst nach 20-30 Sekunden stark aufstoßen? Dein Magensaft ist wahrscheinlich sauer genug, um deine Verdauung optimal zu unterstützen. Super!
- Du musst nur schwach und erst nach 30-120 Sekunden aufstoßen? Dann ist dein Magen tendenziell untersäuert (zu wenig Magensäure).
- Du musst erst nach 5-10 Minuten oder gar nicht aufstoßen? Dann hast du wahrscheinlich einen Mangel an Magensäure (deutlich zu wenig Magensäure).
Hinweis: Wenn du regelmäßig Medikamente zur Regulation oder Neutralisation der Magensäure (Antazida, Protonenpumpen-Inhibitoren, Antihistaminika) nimmst, zeigt dir der Natrontest einen Magensäuremangel an. Du solltest aber die Medikamente nicht selbständig absetzen. Besprich gemeinsam mit deiner Ärztin oder deinem Arzt, wie du vorgehen kannst.
Die Schlüsselrolle der Magensäure für eine optimale Verdauung
Im Magen findet die Vorverdauung vor allem der Proteine, aber auch der Fette statt. Dazu werden von der Magenschleimhaut täglich ca. 2 Liter Magensaft gebildet. Er enthält u. a. das eiweißspaltende Enzym Pepsin und Magensäure (Salzsäure, biochemisch: HCl).
Während der Ruhesekretion hat der Magensaft einen neutralen pH-Wert. Wenn durch die Verdauungsprozesse die Sekretion der Magensäure angeregt wird, sinkt der pH-Wert des Magensaftes auf 1-2 in den sehr sauren Bereich ab. Zum Vergleich: Zitronensaft hat einen pH-Wert von ca. 2,5.
Die Magensäure erfüllt vier wichtige Funktionen und spielt daher eine Schlüsselrolle für eine optimale Verdauung:
- Durch die Magensäure werden Proteine denaturiert, d. h. die 3D-Struktur der gefalteten Proteine wird aufgebrochen und es entstehen lange Proteinketten - so wie beim Entwickeln eines Wollknäuels ein langer Faden entsteht. Das Enzym Pepsin zerlegt diese langen Proteinketten in kürzere Ketten (sog. Peptide) - so wie eine Schere den langen Faden in kürzere Stücke schneidet.
- Durch die Magensäure wird Pepsin aus seiner Vorstufe Pepsinogen aktiviert. Pepsin funktioniert als Enzym optimal im sehr sauren pH-Bereich.
- Die Magensäure ist ein Teil des unspezifischen Immunsystems: Aufgrund des sehr sauren pH-Werts wirkt sie desinfizierend und trägt so zur Abwehr von Krankheitserregern bei.
- Durch die Magensäure werden auch die nachfolgenden Verdauungsprozesse im Zwölffingerdarm in Gang gesetzt. Dort wird der Speisebrei für die weitere Vorverdauung mit dem Gallensekret aus der Leber und dem Sekret der Bauchspeicheldrüse gemischt.
Wie du auch in unserem Leitartikel zum Thema Verdauung nachlesen kannst, ist neben der Ernährung auch eine optimal funktionierende Verdauung für deine Gesundheit von großer Bedeutung. Mithilfe der Verdauung werden die Nährstoffe überhaupt erst für den Energiestoffwechsel in den Mitochondrien, für den Baustoffwechsel oder die Entgiftung verfügbar.
Die Folgen eines Magensäuremangels
Ein Mangel an Magensäure kann nicht nur zu Beschwerden im Bereich des Magens und der Speiseröhre, sondern auch zu Störungen im Bereich der tiefer liegenden Abschnitte des Verdauungssystems und letztlich des gesamten Körpers führen.
Ist der Magensaft nicht sauer genug, um Bakterien oder Hefen in der Nahrung zu reduzieren, kann es zu einer Fehlbesiedlung des Dünndarms durch Bakterien (SIBO, Small intestinal bacterial overgrowth) oder Hefen wie Candida (SIFU, Small intestinal fungal overgrowth) kommen.
Fäulnisprozesse können Beschwerden durch Blähungen, Bauchschmerzen, Durchfall oder Verstopfung verursachen. Bakterielle Stoffwechselprodukte können die Leber und das Nervensystem belasten und so zu Müdigkeit, Erschöpfung, Gehirnnebel und Konzentrationsstörungen führen.
Wird die Nahrung nicht gut verdaut, können Nährstoffmängel mit vielfältigen weiteren gesundheitlichen Problemen die Folge sein.
Insbesondere unverdaute Proteine können zu entzündlichen Prozessen führen und im Zusammenhang mit einer zu durchlässigen Darmbarriere (Leaky gut-Syndrom) an Nahrungsmittelunverträglichkeiten, Autoimmunerkrankungen und Allergien beteiligt sein.
Im Dickdarm können unzureichend verdaute Nahrungsbestandteile eine Dysbiose entstehen lassen, d. h. eine Inbalance des Darm-Mikrobioms mit einem zu hohen Anteil an Fäulnisbakterien. In der Folge kann es ebenso zu Beschwerden durch Blähungen, Bauchschmerzen, Durchfall oder Verstopfung kommen.
Die Symptome von zu wenig Magensäure
Es kann sein, dass ein Mangel an Magensäure zunächst keine Beschwerden verursacht. Wenn bei dir jedoch das Ergebnis vom Test zu wenig Magensäure andeutet, können diese Symptome die Einschätzung bekräftigen:
- Sodbrennen, d. h. ein brennender Schmerz hinter dem Brustbein
- saures Aufstoßen
- Schmerzen im Oberbauch oder in der Brust
- Völlegefühl
- Ãœbelkeit
- Schluckbeschwerden oder Gefühl „wie ein Kloß im Hals“
- chronischer Husten, Heiserkeit oder häufiges Räuspern
Die Beschwerden werden durch den Rückfluss des - möglicherweise auch nur schwach sauren - Mageninhalts zurück in die Speiseröhre verursacht. Daher lassen sich aufgrund der Beschwerden keine Rückschlüsse darauf ziehen, wie sauer der Magensaft ist.
Aus diesem Grund werden zur symptomatischen Behandlung von Sodbrennen häufig Medikamente zur Hemmung der Magensäuresekretion verordnet, weil davon ausgegangen wird, dass zu viel Magensäure die Ursache der Beschwerden ist. Oft wird gar nicht genau untersucht, ob die Beschwerden dabei durch zu viel oder zu wenig Magensäure bedingt sind. S
o können sich die Beschwerden durch diese Medikamente im Fall eines Magensäuremangels sogar noch weiter verschlimmern.
Zur Untersuchung des pH-Werts des Magensafts wird schulmedizinisch eine pH-Metrie durchgeführt. Der Natron-Test hat nicht dieselbe Aussagekraft wie eine pH-Metrie, aber du kannst ihn einfach und selbständig durchführen.
Die Ursachen eines Mangels an Magensäure
Falls deine Ergebnisse vom Natron-Test auf einen Magensäuremangel hinweisen, überlege dir zunächst, welche dieser häufigsten Ursachen eine Rolle spielen könnten und wie du sie beseitigst:
- Stehst du oft unter Stress? Sowohl dauerhafter Stress, als auch Anspannung, Zeitdruck und negative Emotionen während des Essens können deine Magensäure-Sekretion beeinträchtigen. Überlege dir, mit welchen Maßnahmen du dein Stresslevel regulieren und mit welchen kleinen Ritualen du für eine ruhige und angenehme Atmosphäre während des Essens sorgen kannst.
- Lässt du dich beim Essen durch Arbeit, Lesen oder Fernsehen ablenken? Nimm dir die Zeit, dein Essen achtsam und mit allen Sinnen zu genießen! Denn schon beim Ansehen, Riechen und Schmecken wird die Sekretion von Magensaft und anderen Verdauungssekreten angeregt.
- Isst du zu schnell und vernachlässigst dabei das Kauen? Das gründliche Kauen bereitet ebenfalls das Verdauungssystem vor, indem es u. a. die Sekretion von Magen- und anderen Verdauungssekreten anregt.
- Trinkst du nur zu den Mahlzeiten? Dadurch verdünnst du möglicherweise deinen Magensaft. Trink daher lieber zwischen den Mahlzeiten und 20 min vor bzw. 45 min nach dem Essen nur ein kleines Glas zum Essen dazu.
- Verzichtest du zu strikt auf Salz? Dein Magen benötigt die Chlorid-Ionen aus dem Salz (NaCl), um daraus Salzsäure (HCl) herzustellen.
- Nimmst du zu viel Basen in Form von Basenpulver zu dir? Es könnte sein, dass sich dadurch der pH-Wert zu sehr in den neutralen Bereich verschiebt. Eine basische Ernährung ist dagegen unkritisch, da sich die Mineralien erst nach und nach aus der Nahrung lösen.
- Mit dem Älterwerden lässt die Produktion der Magensäure wie auch des Gallensekrets und der Verdauungsenzyme nach.
Außerdem können sich bestimmte Medikamente (neben Medikamenten zur Regulierung der Magensäure auch Antihistaminika und Antidepressiva vom Typ SSRI), eine Besiedlung des Magens mit dem Bakterium Helicobacter pylori oder eine Autoimmungastritis nachteilig auf die Magensäure-Sekretion auswirken.
So lässt sich die Magensäuresekretion auf natürliche Weise sanft anregen
Bitterstoffe, organische Säuren in Apfelessig oder Zitronenwasser sowie Ingwer und Kurkuma regen nicht nur die Sekretion der Magensäure an, sondern auch der Galle und der Bauchspeicheldrüse und darüber hinaus die Darmmotilität, also die Bewegungsfähigkeit des Darms. Überlege dir, wie du diese Nahrungsmittel in deine Ernährung integrieren kannst. Oder passt einer unserer Tipps in deinen Tagesablauf?
- Trinke morgens noch vor dem Frühstück ein großes Glas Wasser mit 1-2 EL Zitronensaft, Apfelessig oder Oxymel!
- In der kälteren Jahreszeit ist dir morgens vielleicht eher nach einem warmen Getränk wie z. B. einer goldenen Milch mit Ingwer, Kurkuma und weiteren Gewürzen.
- Genieße zum Frühstück eine Tasse Kaffee, schwarzen Tee oder grünen Tee. Alternativ enthält auch Kaffee-Ersatz aus den essbaren Wurzeln des Löwenzahns oder der Wegwarte anregende Bitterstoffe.
- Mach dir beim Zubereiten deiner Hauptmahlzeiten schon mal einen Aperitif mit 1-2 EL Zitronensaft, Apfelessig oder Oxymel in Wasser verdünnt. Oder etwas exklusiver einen Wald-Aperol - ein beliebtes Rezept des Wildpflanzenexperten Dr. Markus Strauß.
- Auch bittere Tees mit z. B. Schafgarbe, Beifuß oder Engelwurz regen die Magensäure an. Süßholztee schmeckt zwar nicht bitter, reguliert aber ebenfalls die Magensäure.
- Im Ayurveda wird traditionell Ingwer verwendet, um das Agni - das Verdauungsfeuer - zu entfachen: Kaue vor dem Essen ein Scheibchen frischen Ingwer, entsafte Ingwer zu einem Shot oder koche dir einen Ingwertee. Verwende Ingwer auch als Gewürz im Essen.
- Essbare Wildpflanzen, vor allem aus der Familie der Korbblütler, enthalten Bitterstoffe, Enzyme, Vitamine und Mineralien, die deine Stoffwechselprozesse unterstützen. Die bekanntesten Vertreter sind Löwenzahn, Gänseblümchen und Margerite. Auch z. B. Brennnesseln enthalten Bitterstoffe. Integriere Wildpflanzen in deine Ernährung: Mixe die Blätter in deinen grünen Smoothie oder in deinen Saft und kombiniere sie mit Zitrone und Ingwer. Oder reichere deinen Salat mit Bitterstoffen aus Wildpflanzen an.
- Auch Kulturgemüse enthält Bitterstoffe: Außer in Spinat, Fenchel und Sellerie sind sie in bitteren Salaten wie Endivie, Chicorée oder Radicchio enthalten.
- Ergänze deine Mahlzeiten mit etwas Fermentiertem wie Sauerkraut, Kimchi oder eingelegtem Ingwer, um deine Magensäureproduktion anzuregen.
- Verwende Apfelessig, Oxymel oder Zitronensaft für das Salatdressing.
- Auch die mediterranen Kräuter Rosmarin, Salbei und Thymian enthalten Bitterstoffe - verwende sie daher gerne zum Würzen.
Hinweis: Wer an Sodbrennen durch zu viel Magensäure, an Geschwüren im Magen oder Zwölffingerdarm oder an Gallensteinen leidet, sollte mit Bitterstoffen vorsichtig sein.
Hinweis: Falls diese sanften Maßnahmen im Rahmen der Ernährung nicht ausreichen, um deine Magensäure wieder ins Gleichgewicht zu bringen, lässt sie sich durch Präparate mit Betain-HCl supplementieren. Besprich die Möglichkeit der Anwendung und die für dich optimale Dosierung am besten mit deiner Therapeutin oder deinem Therapeuten.
Hättest du gedacht, dass Magensäure so eine wichtige Funktion für die Verdauung hat? Und hast du vielleicht schon den Magensäure-Test durchgeführt, um herauszufinden, ob du zu viel oder zu wenig Magensäure (Test jetzt durchführen) hast? Berichte uns gerne von deinen Erfahrungen.
Quellenverzeichnis
Cover: Fabián Montaño via Canva.com
Abb. 1: kaboompics via Canva.com
Abb. 2: Dannko via Canva.com