Fuchsbandwurm: Abtöten oder keine Gefahr beim Menschen?

Wer Wildkräuter sammeln geht, macht sich oft Sorgen um eine mögliche Ansteckung mit dem Fuchsbandwurm. In der Kindheit haben schließlich viele von uns gehört, dass man im Wald nichts unter Kniehöhe pflücken soll, weil Eier des gefährlichen Fuchsbandwurmes daran haften könnten.

In aller Regel ist diese Sorge zum Glück unbegründet. Denn die Ansteckungsgefahr ist selbst in den Risikogebieten (mehr dazu im letzten Abschnitt) nur sehr gering. Zudem gibt es einfache Möglichkeiten, wie du Eier des Fuchsbandwurms zuverlässig abtöten kannst. 

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In diesem Artikel informieren wir dich, was der Fuchsbandwurm eigentlich ist, über die Übertragung und das Infektionsrisiko bei Menschen und Tieren sowie darüber, wie du den Fuchsbandwurm abtöten kannst.

Was ist der Fuchsbandwurm?

Der Fuchsbandwurm (Echinococcus multilocularis) ist nur zwei bis vier Millimeter groß und lebt im Darm von Füchsen, seltener auch von Haustieren wie Hund und Katze. Diese Tiere werden auch als Endwirt bezeichnet. Der Fuchsbandwurm verursacht in ihnen keine äußerlich sichtbaren Krankheitszeichen, obwohl die Würmer in sehr großen Zahlen im Dünndarm vorkommen können.

Fuchsbandwurm

Copyright © Gisela Löffler

Problematisch wird es allerdings für die sogenannten Zwischenwirte. Bandwurmeier, die aus Fuchskot stammen, sind bis zu 190 Tage infektiös. Nimmt ein Zwischenwirt (z.B. Feld- und Wühlmäuse und andere Nagetiere) mit Fuchskot verunreinigte Pflanzen auf, durchdringen die Würmer die Darmwand der Tiere und wandern in die Leber, wo sie ein krebsartig wachsendes Gebilde, verursachen - die sogenannte Metazestode. Werden die befallenen Tiere von Fuchs, Hund oder Katze gefressen, schließt sich der Kreislauf: Das Tier wird erneut infiziert und zum Endwirt.

Ein Fehl-Zwischenwirt ist dabei der Mensch. Bei ihm kann der Befall mit dem Fuchsbandwurm zu einer schweren Erkrankung, der alveolären Echinokokkose, führen. Doch das ist nur äußerst selten. Dazu später mehr.

Generationszyklus des Fuchsbandwurms

Copyright © Gisela Löffler

Wie stecken Menschen sich mit dem Fuchsbandwurm an?

Die Infektion erfolgt über die Eier des Fuchsbandwurms. Sie befinden sich dort, wo der Fuchs oder ein anderes betroffenes Tier Kot hinterlassen hat, aber auch im Fell der betroffenen Tiere. Zudem können die Eier, vor allem bei trockenem Wetter und Wind, auch über die Luft transportiert werden. 

Mögliche Übertragungswege für den Fuchsbandwurm sind:

  • der Verzehr von pflanzlichen Lebensmitteln, die mit dem Kot oder Fell befallener Tiere in Kontakt gekommen sind. Dazu zählen nicht nur Wildkräuter, sondern auch Obst und Gemüse aus dem eigenen Garten sowie aus dem Supermarkt

  • das Arbeiten mit Erde, die mit Fuchskot in Kontakt war

  • Aufnahme der Fuchsbandwurmeier über die Atemwege, wenn diese bei trockenem Wetter über die Luft übertragen werden (betrifft vor allem Forstarbeiter, Jäger, Landwirte, Gärtner und Erntehelfer)

  • direkter Kontakt mit dem Fell infizierter Füchse (beispielsweise bei Jägern) oder infizierter Haustiere

Entwarnung: So gering ist das Infektionsrisiko für den Menschen

In unseren Wildkräuter-Seminaren taucht immer wieder die Frage auf, ob man Pflanzen im Wald und in der freien Natur wirklich unbesorgt sammeln kann. Wie groß ist also die Gefahr, dass durch essbare Wildkräuter eine Infektion mit dem Fuchsbandwurm auftritt?

Diese Sorge ist absolut nachvollziehbar. Immerhin sollen grüne Smoothies mit Wildkräutern gesund sein und uns fit halten, und nicht mit Risiken verbunden sein. Glücklicherweise ist das Risiko für eine Ansteckung mit dem Fuchsbandwurm verschwindend gering.

  • Grün&Gesund Infobox

Offizielle Stellen, Expertenmeinungen und Studien sind sich einig: Das Fuchsbandwurm-Risiko ist so gering, dass es nicht verhältnismäßig ist, aus diesem Grund auf Wildkräuter, Feldfrüchte und pflanzliche Lebensmittel aus Freiland-Anbau zu verzichten. Insbesondere Wildpflanzen gehören zur artgerechten Ernährung und haben große ökologische Vorteile. Jedoch müsste man nicht nur auf Wildkräuter, sondern generell auf jede Art von rohem Obst und Gemüse verzichten - egal, ob es aus der Natur, dem Garten oder dem Supermarkt kommt.

So gibt selbst das Gesundheitsamt selbst für Baden-Württemberg, dem Haupt-Risikogebiet in Deutschland, an:

„In Anbetracht des insgesamt geringen Erkrankungsrisikos erscheinen weit reichende Vorsorgemaßnahmen wie Einschränkungen bezüglich des Aufenthaltes – auch von Kindern – in Garten, Wald und Wiese oder der Verzicht auf Obst und Gemüse aus Freiland- und Gartenanbau sowie auf Pilze und Beeren aus dem Wald nicht verhältnismäßig.“1

Folgende Punkte sind dafür verantwortlich, dass der Fuchsbandwurm weniger gefährlich ist, als oft fälschlicherweise angenommen wird:

Darum ist der Fuchsbandwurm ungefährlicher, als du vermutlich dachtest

#1 Sehr geringe Zahl an Erkrankungen

Pro Jahr treten deutschlandweit im Schnitt nur 30 Infektionen auf 2, obwohl auch Fallobst, Gemüse, Erdbeeren und viele pflanzliche Lebensmittel in Gärten und im Freiland theoretisch mit dem Fuchsbandwurm in Berührung kommen können.

#2 Regionale Unterschiede: Nicht alle Füchse sind befallen

Außerhalb der Risikogebiete ist nur ein sehr kleiner Prozentsatz der Füchse mit dem Fuchsbandwurm infiziert. Am Ende dieses Artikels findest du alle Fuchsbandwurm-Risikogebiete aufgelistet.

#3 Das Immunsystem kann Eier des Fuchsbandwurms unschädlich machen

Unser Immunsystem ist sehr gut darin, Krankheitserreger und Parasiten zu erkennen und unschädlich zu machen. Dazu gehören auch die Eier und Larven des Fuchsbandwurms. Der Verzehr von Fuchsbandwurm-Eiern führt also gar nicht immer zur Infektion. Das Risiko ist höher, je mehr Eier aufgenommen werden und je schwächer das Immunsystem ist.

Das Gesundheitsamt Baden-Württemberg gibt an: In Baden-Württemberg wurden je nach Region bei bis zu 4 % der Bevölkerung Antikörper gegen den Fuchsbandwurm nachgewiesen, ohne dass diese Menschen Anzeichen einer Fuchsbandwurm-Erkrankung zeigten.

#4 Keine nachgewiesene Infektion über selbst gesammelte Pflanzen

Niemand würde Wildkräuter sammeln, die sichtbar (oder riechbar) mit Fuchskot stark verunreinigt sind. Winzige Spuren von Verunreinigungen hingegen enthalten nur so wenige Eier, dass das Immunsystem oft den Fuchsbandwurm abtöten kann. Gleiches hilft für die Übertragung über die Luft.

Dementsprechend stellt auch in medizinischen Studien der regelmäßige Verzehr von selbst gesammelten Wildkräutern, Waldfrüchten und Pilzen keinen nachweisbaren Risikofaktor für eine Infektion mit dem Fuchsbandwurm dar.3

Fuchsbandwurm abtöten durch Erhitzen oder Trocknen

Die Wurmeier des Fuchsbandwurms lassen sich abtöten, indem man selbst gepflückte Pflanzen erhitzt oder trocknet. Das ist vor allem dann sinnvoll, wenn du in einem der Risikogebiete (siehe unten) lebst.

Drei Möglichkeiten, wie man den Fuchsbandwurm abtöten kann, sind:

  • Erhitzen auf über 60°C (am sichersten)
  • Erwärmen auf 45°C bei hoher Luftfeuchte von mindestens 85% über mehrere Stunden (Sicherstellung eher schwierig)
  • Trocknen bei 25°C für mehrere Tage (ideal für Gewürzkräuter, Tee und sonnengetrocknete Pilze)
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Das Einfrieren in einer normalen Gefriertruhe (-20°C) tötet die Fuchsbandwurm-Eier nicht ab. Dafür sind Temperaturen von -80°C nötig, die ein haushaltsüblicher Gefrierschrank nicht erzeugen kann. Auch das Einlegen in Alkohol überstehen die Eier.

Der Fuchsbandwurm beim Menschen: Ist eine Infektion mit dem Fuchsbandwurm gefährlich?

Fuchsbandwurm-Erkrankungen sind sehr selten. Die Larven des Fuchsbandwurms können beim Menschen jedoch  zu einer alveolären Echinokokkose mit einem tumorähnlichen Wachstum in der Leber führen.4

Mit der Zeit wird das Lebergewebe immer stärker durchsetzt. Ohne Behandlung können auch andere Organe (Lunge und Gehirn) befallen werden.

Die Wahrscheinlichkeit einer Verwechslungsgefahr von essbaren mit giftigen Wildkräutern ist wesentlich höher! Erfahre hier mehr darüber: 

Symptome bei Fuchsbandwurm-Befall (alveoläre Echinokokkose)

Die Inkubationszeit (Zeit zwischen Ansteckung und Ausbruch der Krankheit) ist sehr lang, vermutlich rund 10 bis 15 Jahre. In dieser Zeit haben Betroffene keine Symptome.

Wenn erste Krankheitsanzeichen wie Abgeschlagenheit, Gewichtsabnahme oder Schmerzen auftreten, ist die Leber oft schon sehr stark befallen.

Behandlung beim Fuchsbandwurm

Wird die Infektion früh erkannt, kann der Tumor noch operativ entfernt werden. Ist die Leber schon stark befallen, können Medikamente ein weiteres Fortschreiten der Fuchsbandwurm-Erkrankung aufhalten. Diese Mittel müssen ein Leben lang eingenommen werden.

Der Fuchsbandwurm beim Hund

Hunde sind für den Fuchsbandwurm Endwirte. Dadurch ist die Infektion für den Hund selbst keine große Gefahr und lässt sich mit einer Wurmkur behandeln. Infizierte Hunde können jedoch zum Überträger werden, wenn z.B. deren Kot in die Umwelt gelangt.

Wie hoch ist das Infektionsrisiko mit dem Fuchsbandwurm beim Hund?

Forscher der Universität Leipzig haben 2008 Ergebnisse einer Studie veröffentlicht, wofür Kotproben von weit über 20.000 Hunde untersucht wurden.5 Insgesamt waren im Süden Deutschlands 0,35% und im Norden 0,13% der Hunde mit dem Fuchsbandwurm befallen.

Können sich Menschen bei Hunden mit dem Fuchsbandwurm anstecken?

Hundekot und der Kontakt mit Hundefell können als Übertragungswege für den Fuchsbandwurm nicht ausgeschlossen werden, auch wenn eine Ansteckung sehr selten vorkommt. Eine Entwurmung des Hundes ist deshalb wichtig und bekämpft zudem weitere, auf Menschen übertragbare Parasiten wie den Hundebandwurm (Echinococcus granulosus).

So vermeidest du eine Infektion mit dem Fuchsbandwurm

Eine Erkrankung mit dem Fuchsbandwurm ist sowieso sehr, sehr selten. Folgende Vorsichtsmaßnahmen können das Risiko noch weiter minimieren:

  • Nach Arbeiten in Wald, Feld oder in für Füchse zugänglichen Gärten gründlich die Hände waschen.
  • Nach Kontakt mit Fell von Füchsen, Hunden oder sonstigen wilden Tieren gründlich die Hände waschen. 
  • Gesammelte Beeren, Wildkräuter und Fallobst vor dem Verzehr gründlich waschen. Das gilt auch für Obst, Gemüse und Salat aus dem Supermarkt!
  • In Risikogebieten kannst du sicherheitshalber den Fuchsbandwurm abtöten, indem du im Freiland gesammelte Nahrungsmittel grundsätzlich erhitzt.
  • Hast du einen Hund oder eine Katze? Dann solltest du deine Tiere regelmäßig beim Tierarzt entwurmen und untersuchen lassen, vor allem wenn das Tier ab und an oder regelmäßig eine Maus (Zwischenwirt für den Fuchsbandwurm) frisst.

Fuchsbandwurm-Risikogebiete 

In Deutschland treten ungefähr drei Viertel aller Fuchsbandwurm-Fälle in Bayern und Baden-Württemberg auf.6 Das Hauptvorkommen liegt in höher gelegenen Gegenden, zum Beispiel auf der Schwäbischen Alb, im Alpenvorland und in alpinen Regionen. 

Weitere Fuchsbandwurm-Risikogebiete sind:

  • Nordschweiz
  • Westösterreich
  • Ostfrankreich

Häufig gestellte Fragen zum Fuchsbandwurm

Wie merkt man, dass man einen Fuchsbandwurm hat?

Beim Menschen verursacht der Fuchsbandwurm eine tumorähnliche Erkrankung der Leber, die alveoläre Echinokokkose. Diese ist über lange Zeit völlig symptomfrei. Symptome wie Schmerzen, Erschöpfung und Gewichtsverlust treten oft erst nach 10 bis 15 Jahren auf.

Wie steckt man sich mit dem Fuchsbandwurm an?

Gesammelte Waldfrüchte, Pilze und Wildkräuter aus Freilandkulturen stellen kaum eine Gefahr als Ansteckungsquelle dar, wenn Vorsichtsmaßnahmen eingehalten werden. Direkter Kontakt zu Füchsen (bei Jägern), Arbeiten in Wald und Feld sowie der Kontakt zu nicht-entwurmten Haustieren können Risikofaktoren sein.

Wie kann man den Fuchsbandwurm abtöten?

Fuchsbandwurmeier lassen sich am zuverlässigsten abtöten, wenn Lebensmittel auf über 60°C erhitzt oder über längere Zeit getrocknet werden. Tiefgefrieren bei -20 °C, Desinfektionsmittel oder Alkohol haben hingegen keine abtötende Wirkung.


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