Die Früchte der Schlehe (auch: Schlehdorn, Prunus spinosa) sind ein oftmals unterschätztes herbstliches Geschenk von Mutter Natur. Die richtige Zubereitung macht sie zu einer echten Delikatesse.
Doch hast du schon einmal Schlehenfrüchte vor dem ersten Frost probiert? Wenn ja, dann kennst du das Gefühl: Alles im Mund zieht sich durch den pelzigen Geschmack zusammen! Falls du dich jetzt fragst, ob diese Frucht wirklich genießbar ist: Ja! Allerdings solltest du die Schlehenfrüchte richtig zubereiten und vor allem nicht mit giftigen Doppelgängern verwechseln.
In diesem Artikel erkunden wir, ob bei Schlehen Verwechslungsgefahr mit Giftpflanzen besteht und anhand welcher Merkmale du die Pflanzen unterscheiden kannst.
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Besteht bei der Schlehe Verwechslungsgefahr mit giftigen Doppelgängern?
Bei Schlehe besteht Verwechslungsgefahr vor allem mit folgenden Pflanzen:

Schlehe: Verwechslungsgefahr mit der Haferpflaume
Die Schlehe kannst du am ehesten mit der nahe verwandten Haferpflaume (Prunus domestica ssp. insititia) verwechseln. Die Haferpflaume kommt weniger häufig und meist nur in kultivierten Hecken, Knicks und Hausgärten vor. Sie hat größere Früchte, die schon ab September reifen und ohne Frost genießbar sind. Die Früchte der Haferpflaume sind also keine Gefahr, sondern ein leckerer Zugewinn in der grünen Küche!

Schlehenfrüchte und sichtbar lange Dornen

Haferschlehe mit vergleichbaren, aber deutlich größeren Früchten
Die Schlehe ist durch ihren sperrigen Wuchs und ihre Dornen wenig einladend zum Ernten, während die Haferpflaume eher baumartig wächst und dornenlos bleibt. Die Früchte fallen oftmals mit der Reife Mitte September ab, während die Schlehenfrüchte bis in den tiefen Winter haften bleiben.
Verwechslungsgefahr mit Blaubeeren
Auch wilde Blaubeeren (Vaccinium myrtillus) und Kulturheidelbeeren (Vaccinium corymbosum) besitzen diese tiefblaue Farbe wie Schlehen. Die ungiftigen Früchte sind jedoch klein und reifen schon im Sommer.
Blaubeeren gehören zu den Zwergsträuchern und werden max. 1,20 m hoch. Unsere heimischen Blaubeeren sind auf Waldstandorte beschränkt, während Kulturheidelbeeren im Garten kultiviert werden.
Wie erkenne ich die Schlehe an Blatt und Frucht?
Schauen wir uns noch einmal die genauen Erkennungsmerkmale von Schlehdorn an:
Bis zum goldenen Herbst tritt die Schlehe für uns völlig in den Hintergrund. Aber im Herbst kommt unter Wildkräutersammlern das wiederkehrende Bedürfnis auf, sich Winterschätze aus der Natur nach Hause zu holen. Neben Hagebutten, Kastanien und Co. kommt nun auch die Schlehe ins Erntekörbchen. Doch etwas Geduld ist bei der Schlehe zweckmäßig, denn erst mit den ersten Frösten wird sie reif.
Wusstest du schon? Die Schlehe begleitet uns Menschen schon seit Urzeiten. Bis heute ist ihre Symbolik in alten Bauernweisheiten verwurzelt. Schutz, Ruhe und Kraft sind Worte, die traditionell mit der Schlehe verbunden werden.
Auf dem Weg in den Wald kannst du nun die schönen dunkelblau bereiften Schlehenfrüchte aufspüren. In manchen Jahren hängen sie so übervoll an den Büschen, dass sich das Sammeln für eine vielfältige Verarbeitung lohnt. In Jahren mit Spätfrösten im Frühjahr wiederum fällt die Ernte nur spärlich aus.
So erkennst du Schlehen auf den ersten Blick:
dichter, mit kräftigen, langen Dornen besetzter, undurchdringlicher Strauch
reinweiße, leicht duftende Blüte vor dem Blattaustrieb im Vorfrühling
Blütenduft an Bittermandelaroma erinnernd
Blätter nach der Blüte austreibend
kleine, ovale Blätter (ca. 4 cm), Blattrand fein gesägt
die Frucht herb und sauer im Geschmack
kugelrunde Steinfrucht im Herbst reifend
Frucht mit einer hübschen blau bereiften Färbung
Zweige mit dunkelbrauner bis schwarzer Rinde (daher auch die Bezeichnung Schwarzdorn)
Kann man Schlehen roh essen?
Schlehen roh essen ist kein besonderer Genuss: Rohe Schlehen schmecken aufgrund der enthaltenen Gerbstoffe, Bitterstoffe und Stoffen, die im Körper zu Blausäure umgewandelt werden, bitter und pelzig. Stattdessen solltest du Schlehen verarbeiten - z.B. zu Schlehenlikör, Schlehensaft oder Sirup. Die Früchte können auch getrocknet werden. Um die Gerbstoffe aus den Schlehen herauszubekommen, kannst du die Schlehen vor dem Verarbeiten einfrieren.
Wo finde ich Schlehdorn und dessen Früchte?
Am liebsten wachsen die bis zu 4 m hohen Sträucher auf nährstoffreichen Böden in sonniger Lage am Feld- und Waldrand sowie in Hecken und Knicks. Im Frühjahr sind sie leicht durch ihre schneeweißen Blütenwolken aufzuspüren. Superschön und ein zuverlässiger Vorbote des Frühlings sind sie.
Tipp: In dieser Zeit lohnt es sich, spazieren zu gehen und Blüten für die Naturkosmetik oder einen leckeren Tee zu sammeln.
Wenn du Schlehen ernten möchtest, solltest du Gartenhandschuhe mitnehmen. Denn wie der zweite Name der Schlehe schon zu erkennen gibt, besitzt der “Schlehdorn” Dornen.

Schlehenblüten ähneln unserer Obstblüte

Schlehdorn Früchte

Blaubeerfrüchte
Verwechslungsgefahr mit der Maibeere
Ein interessanter Neuling aus Sibirien/Kamtschatka ist die Mai- oder Honigbeere (Lonicera caerulea var. kamtschatica). Dieser bis zu 2 m hohe Strauch besitzt keine Dornen. Die Blüten sind gelbgrün. Die blauen, länglichen, relativ kleinen Früchte reifen schon im Mai und Juni.
Sie gehören zu den ersten Früchten des Jahres. Eine Verwechslung ist deshalb kaum möglich, weil die Schlehe Früchte im Herbst und Winter trägt.
Und selbst wenn, kann dir nichts passieren, da auch die Maibeeren essbar sind.

Früchte der Maibeere
Verwechslungsgefahr mit Liguster
Den Liguster (Ligustrum vulgare) mit seinen tiefschwarzen Beeren findest du ab und an in der freien Landschaft, ausgewildert oder auch gepflanzt. Sehr häufig wird er als geschnittene Hecke im Garten gepflanzt. Alternativ kann der Strauch freiwachsend bis zu 2 m hoch werden.
Liguster ist dornenlos und blüht wenig auffallend mit gelblich weißer Blüte im Frühjahr. Die kleinen, schwarzen Früchte sind allerdings nicht genießbar. Liguster zählt zu den gering giftigen Pflanzen und kann bei übermäßigem Verzehr Vergiftungserscheinungen hervorrufen.
Liguster bildest zwar auch seine Früchte im Herbst aus, diese sind jedoch sehr viel kleiner und dunkler als die blauen Schlehenfrüchte. Eine große Verwechslungsgefahr besteht hier also nicht.

Ligusterfrüchte
In diesen Artikeln kannst du weitere Pflanzen und ihre (teils giftigen) Doppelgänger kennenlernen:
- Besteht beim Spitzwegerich Verwechslungsgefahr?
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Verwechslungsgefahr mit Weißdorn
Einzig der Weißdorn (Crataegus spec.) kann der Schlehe als Strauch ähnlich sehen. Beide Gehölze beanspruchen gleiche Standorte und sind dadurch oft nebeneinander zu finden. Die beiden sind quasi Heckenfreunde.
Der Weißdorn blüht ebenso üppig und auffällig wie die Schlehe im Frühjahr, jedoch einige Wochen später nach der Schlehe im April/Mai. Er löst diese mit seiner weißen Pracht im Landschaftsbild ab.
Die Blüten des Weißdorns riechen etwas unangenehm im Vergleich zur wohlduftenden Schlehenblüte. Die auffällig gelappten Blätter hat er zu dieser Zeit schon ausgebildet. Sie sind ein sehr gutes Unterscheidungs- und Erkennungsmerkmal.
Im Herbst trägt der ebenfalls bedornte Weißdornstrauch relativ kleine, kugelrunde, rote Früchte. Da sie der Schlehenfrucht überhaupt nicht ähneln, ist eine Unterscheidung sehr gut möglich.
Gut zu wissen: Alles am Weißdorn ist essbar und findet aufgrund seiner spezifischen Heilwirkungen in der Kräuterküche einen Platz.

Weißdornblüte

Weißdornblatt und -frucht
Fazit: Besteht bei der Schlehe Verwechslungsgefahr mit giftigen Doppelgängern?
Im Gegensatz zur Verwechslungsgefahr bei Bärlauch ist die Verwechslungsgefahr bei Schlehen mit Giftpflanzen ist sehr gering bzw. kaum vorhanden. Pflanzen, die der Schlehenfrucht ähnlich sehen - wie die Maibeere oder die Haferpflaume - sind ebenfalls essbar.
Verwechslungsgefahr des Strauches besteht nur beim Weißdorn, und dieser besitzt die leicht unterscheidbaren roten Früchte. Einzig mit Ligusterbeeren solltest du aufpassen. Mit Grundkenntnissen über Wildpflanzen kannst du Liguster und Schlehe jedoch gut voneinander unterscheiden.
Quellenverzeichnis
Cover: Rodney Wilson via Canva.com
Abb. 1: Grün&Gesund
Abb. 2: Kristin Brandt
Abb. 3: https://pxhere.com/es/photo/941031
Abb. 4: Tom Meaker via Canva.com
Abb. 5: Kristin Brandt
Abb. 6: https://pxhere.com/de/photo/550461
Abb. 7: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Lonicera_coerulea_a3.jpg
Abb. 8: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:2018-09-09_Liguster_3060.jpg
Abb. 9: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Apis_mellifera_an_Wei%C3%9Fdorn_01_THWZ.jpg
Abb. 10: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Eingriffeliger_Wei%C3%9Fdorn_2009.jpg