Was ist eigentlich Ayurveda?

Eine Heilpflanze? Eine indische Nachspeise? Eine yogische Atemübung?

Nein, alles falsch! Ayurveda wird selbst in unseren Breitengraden immer bekannter, jedoch wissen viele Menschen noch immer nicht so recht, was hinter dem Begriff steht.

Mit diesem Blogbeitrag möchte ich dir eine kleine Einführung in die uralte Geschichte der vedischen Heilkunst geben und wie Ayurveda auch hier und heute einen wichtigen Beitrag zur Selbsterkenntnis und der optimalen Lebens- und Ernährungsweise geben kann.

Ayurveda ist eine Jahrtausende alte, umfassende Sicht auf den Menschen und hilft dir:


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  • Dich und deine ayurvedische Konstitution besser zu verstehen (hier kannst du einen Selbsttest machen, um deine ayurvedische Konstitution herauszufinden)
  • Dich von innen heraus zu verjüngen
  • Dein (schlummerndes) Potenzial zu erkennen
  • Dich gesund und leistungsstark zu erhalten
  • Dich immunstark und vital zu erhalten und nicht gleich jeden Infekt mitzunehmen
  • Dich zu jeder Tages- und Jahreszeit kraftvoll und gesund zu fühlen
  • Dich wieder anzubinden an die ursprünglichen Rhythmen der Natur
  • Vergiftungserscheinungen und Krankheiten vorzubeugen
  • Genussvoll zu detoxen, ohne zu hungern 
  • Freudvoll, lecker und gesund zu kochen, ohne viel Mühe in deinem Alltag

Ayurveda am Ursprung

Ayurveda ist eine der ältesten und meist angewandten Heilkunden der Welt. 

Der Begriff Ayurveda stammt aus dem Sanskrit, einer Sprache, die heute nicht mehr verwendet wird, ähnlich wie das Latein. Sanskrit ist die Sprache der Veden. Das sind bis zu 4000 Jahre alte Textsammlungen spiritueller und medizinischer Verse. 

Das Wissen des Ayurveda entstammt der vedischen Hochkultur Altindiens. Es wurde über tausende von Jahren mündlich überliefert. Die uralten Rezitationsmethoden der vedischen Texte werden von der UNESCO offiziell als Bestandteil des Weltkulturerbes anerkannt. 

"Ayus" bedeutet "Leben“, "Veda" bedeutet "Wissen, Wissenschaft, besser WEISHEIT", Ayurveda ist die "Weisheit vom langen, gesunden und glücklichen Leben".

„Gutes und schlechtes Leben –

glückliches und unglückliches Leben –

das, was dem Leben zu- bzw. abträglich ist,

das Maß des Lebens und seiner Komponenten

und das Leben selbst – wo all dies erklärt wird,

das nennt man Ayurveda – Wissen vom langen Leben.“

Zitat aus der Caraka Samhita, einer Jahrtausende alten Schriftsammlung des Ayurveda Arztes Caraka

Historische Entwicklung des Ayurveda

Ayurveda ist eines der umfassendsten und ältesten Medizinsysteme der Welt und hat im europäischen Raum Hippokrates, Paracelsus und Hildegard von Bingen in ihrem Werk und Schaffen stark beeinflusst.

Caraka sagt: „Es gab nie eine Zeit, in der nicht Medizin praktiziert worden ist!“

Die Rishis („Seher der Weisheit“), die alten Weisen und Gelehrten Indiens, waren die ersten Menschen, die Ayurveda in ihren tiefen meditativen Zuständen vom Schöpfer Brahman selbst empfingen. Über viele hundert Jahre wurde die Weisheit des Ayurveda von den Rishis in Versen und Gesängen von Generation zu Generation weitergetragen. Doch der Mensch verlor mit der Zeit seine Fähigkeit, durch einmaliges Hören zu lernen, und es mussten die ersten schriftlichen Aufzeichnungen angefertigt werden.

"Zu der Zeit, als die ersten Krankheiten auftauchten, die die alten Weisen bei ihren rituellen Tätigkeiten störten und die damals übliche Langlebigkeit beeinflussten, setzten sich die großen Weisen (Rishis) und andere große Heilige (...) in einem Tal des Himalayas zusammen, um dieses auserlesene und besondere Thema zu besprechen" 

(Caraka Samhitha Vers I.6-15)

So entstanden die vier Veden. Die Veden (sanskrit: heilige Weisheiten) sind Jahrtausende alte Ãœberlieferungen von Ritualen, Zeremonien, Versen und Mantras. Es ist uns heute leider nur noch ein Bruchteil des ursprünglichen Wissens erhalten geblieben. 

Die 4 großen Veden werden eingeteilt in:

  • Rigveda 
  • Samaveda 
  • Yajurveda
  • Atharvaveda

Die vedischen Texte wurden mit erstaunlicher Präzision über Jahrtausende mündlich in Form von Rezitationen und Gesängen weitervermittelt und erst viel später in schriftlicher Form auf Palmenblättern fixiert.

Über den genauen Ursprung und die wahren historischen Begebenheiten gibt es sehr unterschiedliche, z.T. sogar widersprüchliche Aussagen.

Viele Aufzeichnungen sind nicht erhalten geblieben, nur drei bedeutende Werke haben die Zeit überlebt. 

Diese umfassenden Schriftsammlungen – die Samhithas – sind:

1.Caraka Samhita (600  v. Chr.) verfasst von dem indischen Arzt Caraka

2.Sushruta Samhita (ca 400 v. Chr.) verfasst von dem indischen Chirurg Sushruta

3.Astanga Hrdaya Samhita (7. Jh. n. Chr.) verfasst von dem buddhistischen Mönch Vagbhata

Ayurveda ist dein Navi zu dauerhafter Gesundheit

Ayurveda ist eine uralte Heilkunst mit Jahrtausende alter Tradition und einem unermesslichen Schatz an Erfahrung.

Für uns enthält dieser Wissensschatz klare und anwendungsnahe Erklärungen zu folgenden wichtigen Fragen rund um die eigene mentale und körperliche Gesundheit, die Krankheitsprophylaxe und Langlebigkeit:

  • Was ist eigentlich Gesundheit?
  • Was ist meine ayurvedische Konstitution und wie kann ich über meine Ernährungs- und Lebensweise dazu beitragen, mein volles Potenzial auszuschöpfen?
  • Wie kann ich meinen Stoffwechsel optimieren, sodass sich Toxine gar nicht erst ansammeln können?
  • Was macht mich krank?
  • Wie kann ich mich wieder an die ursprünglichen Rhythmen der Natur anbinden und meine optimale tägliche Routine und Selbstfürsorge finden?

Mit diesem Wissensschatz hast du stets ein ganz persönliches und individuell auf deine Bedürfnisse abgestimmtes Navi durchs Leben, bzw. um deine Gesundheit bis ins hohe Alter zu erhalten.

Was bedeutet eigentlich Gesundheit?

Nach der ayurvedischen Lehre ist ein Mensch gesund, wenn:

  • sich die drei Doshas (Vata, Pitta & Kapha) im Gleichgewicht mit der Grundkonstitution befinden (siehe weiter unten)
  • der Stoffwechsel optimal funktioniert und das Verdauungsfeuer ordentlich brennt
  • die Körpergewebe stabil und rein sind
  • die Abfallprodukte (Stuhl, Urin und Schweiß) rechtzeitig und optimal ausgeschieden werden
  • alle Sinne uneingeschränkt funktionieren
  • die Person sich glücklich fühlt (Immunsystem!)
  • die Seele wahrgenommen wird

Im Gegensatz dazu werden in den meisten Heilsystemen sowie in der Definition der Gesundheit laut WHO die beiden letzten Punkte gar nicht erwähnt:

„Gesundheit ist ein Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlergehens und nicht nur das Fehlen von Krankheit oder Gebrechen.“

(Definition der Weltgesundheitsorganisation)

Um vollständig gesund zu sein, reicht es bei Weitem nicht aus, von einer Abwesenheit von Krankheit auszugehen, denn sich glücklich zu fühlen und sich seiner selbst und seines Potenzials bewusst zu sein, ist ein Geburtsrecht.

Die Lehre der fünf Elemente - Panchmahabhuta

Die Grundidee des Ayurveda ist die Erkenntnis, dass alles, was uns umgibt, auch jedes kleinste Molekül, die Abbildung des „Großen Ganzen“ ist.

Mikrokosmos und Makrokosmos sind nach der Lehre des Ayurveda eine untrennbare Einheit.

Innen und außen, oben wie unten (so auch im hermetischen Gesetz), grob- sowie feinstofflich, sind aus Sicht der ayurvedischen Lehre wie zwei Seiten der gleichen Medaille und bedingen einander. Ohne die Existenz des einen würde das andere nicht sein.

Alles Lebendige wird aus ayurvedischer Sicht geformt aus dem Zusammenspiel der fünf Elemente: Panch Mahabhutas (sanskrit: panch= fünf, Maha=groß, Bhuta= Geist)

„Die Essenz aller Dinge ist die Erde, 

  die Essenz der Erde ist das Wasser, 

  die Essenz des Wassers sind die Pflanzen, 

  die Essenz der Pflanzen ist der Mensch.“

(Zitat aus den Upanishaden, eine Jahrtausende alte Sammlung philosophischer Schriften)

Die fünf Elemente zeigen sich in jeweiligen Eigenschaften oder Funktionsformen auf der körperlichen und mentalen Ebene.

In einem gesunden Körper und Geist sind die fünf Elemente in einem harmonischen Gleichgewicht. Eine disharmonische Verteilung oder Ansammlung führt zu Störungen und im weiteren Verlauf sogar zu Krankheiten.

Alles, was uns umgibt, alle Anteile einer jeden Zelle werden aus Sicht des Ayurveda von den fünf Elementen, den Mahabhutas, gesteuert (Sanskrit: den 5 großen Geistern).

  • Erde (Prithivi)
  • Wasser (Jala)
  • Feuer (Teja)
  • Luft (Vayu)
  • Raum/Äther (Akasha)

„Der Mensch entspricht dem Universum. Denn all die verschiedenen Bestandteile, die sich im Universum befinden, finden sich auch im Menschen und so viele wie sich im Menschen finden, finden sich auch im Universum.“ 

Zitat aus der Charaka Samhita, die älteste noch erhaltene medizinische Schriftsammlung Indiens

Die fünf Elemente verbinden sich zu drei Grundenergien oder Funktionsprinzipien (Doshas), die in jeder kleinsten Zelle und im gesamten lebendigen Organismus gegenwärtig sind. Diese Funktionsprinzipien werden im Ayurveda als Doshas bezeichnet. 

Die Doshas- die 3 großen Funktionsprinzipien des Lebens

Der Begriff Dosha stammt aus dem Sanskrit, wörtlich übersetzt bedeutet Dosha: (den Körper) beeinflussender Faktor.

Die Doshas stehen für energetische Prinzipien, die alles Leben erst möglich machen. Sie regeln alle kleinen und großen Vorgänge im menschlichen Organismus.

Doshas sind dynamische und interaktive Kräfte, die alle physischen und mentalen Prozesse unseres Körpers, unseres Geistes und unseres Bewusstseins steuern.

Ein ausgewogenes Verhältnis dieser Doshas bewirkt dauerhafte Gesundheit, Immunität und Resilienz.

Ein überschießendes Dosha oder ein unterversorgtes Dosha kann jeweils zu Unwohlsein, Defiziten und sogar Krankheiten führen. Man fühlt sich „nicht in seiner Mitte“.

Jeder Mensch benötigt alle drei Doshas, um ein gesundes, glückliches und langes Leben, wie es im Ayurveda vorgesehen ist, zu führen. Dennoch sind wir in unterschiedlichen Lebensabschnitten und unter Einflüssen äußerer Faktoren wie Stress, Tagesrhythmus, familiäre Verhältnisse, Jahres- und Tageszeiten Schwankungen der Dosha Dominanzen ausgeliefert.

Die Doshas bilden 3 Energieprinzipien:

  • VATA steuert alle Bewegungen im Organismus
  • PITTA regelt alle Transformationsvorgänge und den Stoffwechsel
  • KAPHA erhält die Struktur und Stabilität 

Der Fingerprint der individuellen Konstitution – Prakriti

Aus Sicht des Ayurveda unterliegt jedes Lebewesen diesen Urkräften oder Funktionsprinzipien, den Doshas. Ein Mangel oder Überschuss einer dieser Kräfte führt zu Störungen des Gesundheitszustands und auf lange Sicht zu Krankheit.

Jedes Dosha ist aufgrund seiner Eigenschaften für verschiedene Funktionen im Körper zuständig. Und obwohl jedes Dosha im ganzen Körper vorzufinden ist, gibt es Regionen, in denen sich seine Aktivität besonders zeigt und wo auch die Hauptanfälligkeit für die jeweiligen dosha-bezogenen Störungen liegt. 

Jeder Mensch verfügt über eine ganz individuelle Kombination der drei Doshas, die seine Konstitution und Persönlichkeit (Prakriti) ausmachen. 

Die ayurvedische Konstitution wird von Geburt an aufgrund der genetischen Disposition veranlagt. Es geht in der Lehre des Ayurveda um die Erkenntnis der eigenen Konstitution. Niemals sollte man versuchen, die Konstitution zu verändern, denn das würde zwangsläufig zu Krankheit führen. 

Je nach Ausprägung der Doshas werden wir sowohl im äußerlichen als auch im mentalen Erscheinungsbild geprägt. 

Die Doshas bestimmen 

  • unseren Charakter, 
  • die Emotionen, 
  • die Leistungsfähigkeit, 
  • die Intelligenz und 
  • das Aussehen.

Ziel ist es, die Kräfte von Vata, Pitta und Kapha entsprechend seiner individuellen Konstitution unter Berücksichtigung der äußeren Einflussfaktoren im Gleichgewicht zu halten. 

Du solltest niemals danach streben, deine Konstitution zu verändern, da es deiner körperlichen und mentalen Gesundheit und Immunität sehr schaden wird. 

Ein Beispiel: Ein ruhiger und gesetzter Kapha Typ sollte sich seiner Konstitution entsprechend verhalten, ernähren und bewegen und wird eine stabile Gesundheit und eine wunderschöne Ausstrahlung erhalten. Leider wird in unserer Medienwelt ein Schönheitsideal vorgegaukelt, welches sehr der Vata Person ähnelt. Ich warne davor, sich wider seine individuelle Konstitution dorthin hungern zu wollen.

Die sieben Grundkonstitutions-Typen von Vata, Pitta und Kapha

In jedem Menschen sind nun also die beschriebenen Kräfte aktiv. 

Je nach Anteilen dieser Kräfte unterscheidet man sieben Konstitutionstypen, welche den Körperbau und die Persönlichkeits-Anlage klassifizieren. 

  • Vata-Konstitution 
  • Pitta-Konstitution 
  • Kapha-Konstitution 
  • Vata-Pitta-Konstitution
  • Vata-Kapha-Konstitution 
  • Pitta-Kapha-Konstitution
  • Vata-Pitta-Kapha-Konstitution   Tridosha 

Es gibt also sieben individuelle Konstitutionstypen. Die singulären, die dualen und sogar einen, in dem alle drei Doshas vorherrschend sein können.

Die Mischkonstitutionen können unterschiedlich stark ausgeprägt vorliegen und können von einem guten Ayurveda-Experten per Befragung und körperlicher Diagnose sehr genau im Rahmen einer Konstitutionsermittlung bestimmt werden.

Mit der Erkenntnis und dauerhaften Stabilisierung über konstitutionsoptimierte Ernährung, Lebensweise und Reinigungsmethoden kann jeder dauerhafte Gesundheit und stabile Immunität erlangen.

Die Erhaltung der Gesundheit beruht auf der Gleichstellung der Kräfte. Gesundheit dagegen beruht auf der ausgewogenen Mischung der Qualitäten.

Hippokrates

Quellenverzeichnis
Cover: tomasworks via Canva.com


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